is a Research Fellow at the Institute for Research in Economic and Fiscal Issues (IREF). IREF is a think tank advocating for the elimination of barriers to voluntary exchanges of goods, services, and ideas – nationally and internationally. Trained as an economist, Mr. Kurz’s research focuses on health policy and public finance.
In Deutschland müssen Haushalte für eine Kilowattstunde Strom mehr ausgeben als in allen übrigen EU-Ländern. In der öffentlichen Debatte wird zumeist die Förderung erneuerbarer Energien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Ursache für die Steigerung debattiert. Der direkte EEG-Anteil an den Stromkosten ist für private Haushalte tatsächlich relativ hoch. Doch ein anderer Posten der Stromrechnung, der indirekt auch mit den Kosten für erneuerbare Energien zusammenhängt, ist inzwischen größer als die direkten Kosten des EEG.
Der Klimawandel beherrscht die Schlagzeilen des Sommers 2019. Auf weltweiten wöchentlichen Protesten rund um Fridays for Future wird ein schnellerer und effektiverer Klimaschutz gefordert. Die Bemühungen scheinen in Deutschland zu fruchten. Die deutsche Bundesregierung wird wohl noch dieses Jahr weitere Klimaschutzmaßnahmen beschließen, möglicherweise in Form einer CO2-Steuer oder eines Zertifikatehandels. Werden solche Maßnahmen nicht weltweit eingeführt, sondern nur national, verteuern sie Aktivitäten im Inland relativ zu Aktivitäten in Ländern, die keine oder weniger kostspielige Klimaschutzmaßnahmen ergreifen. Dies kann zu ungewollten Ausweichreaktionen führen in Form des sogenannten Carbon Leakage – einer Verlagerung der CO2-Emission, die der angestrebten CO2-Reduktion entgegenwirkt.
Um die Wirksamkeit nationaler Klimaschutzmaßnahmen nicht durch Carbon Leakage zu gefährden, werden bereits erste Forderung nach „Klimazöllen“ laut. Doch Klimazölle sind nicht erste Wahl, um Carbon Leakage zu verhindern. Andere Instrumente, wie die kostenlose Zuteilung von Emissionszertifikaten oder eine Kompensation für höhere Strompreise für von Carbon Leakage gefährdete Branchen, sind besser geeignet, die Wirksamkeit nationaler Klimaschutzmaßnahmen zu gewährleisten.
Die deutsche Stromversorgung befindet sich im größten Umbau ihrer jüngeren Geschichte. In den nächsten Jahren sollen die letzten Kernkraftwerke vom Netz genommen werden. Zusätzlich wird der Kohleausstieg diskutiert. Erneuerbare Energien sollen die Lücke schließen und einen größeren Anteil an der Stromversorgung übernehmen. Ein maßgeblicher Teil der erneuerbaren Energie stammt aus Windkraftanlagen im Norden und Osten Deutschlands. Die großen Stromverbraucher sitzen allerdings im Westen und Süden Deutschlands und gerade dort gingen in den letzten Jahren konventionelle Kraftwerke vom Netz. Um den Windstrom von Nord nach Süd zu transportieren, werden große Investitionen in neue Übertragungsleitungen angestrebt – die sogenannten Stromautobahnen, die auf massiven Widerstand in der Bevölkerung stoßen und kostspielig sind. Doch es gibt Alternativen: Statt Strom im Norden zu produzieren und in den Süden zu transportieren, könnte er vermehrt dort erzeugt werden, wo die Verbraucher sind. Preise, welche die relative Knappheit des Stroms im Süden widerspiegeln, könnten helfen, dies besser zu erreichen.