Was ein glückliches Leben ausmacht, ist eine sehr individuelle Frage. Ein Blick auf den World Happiness Report gibt dennoch Hinweise darauf, was Menschen glücklich macht: Ein langes gesundes Leben in Wohlstand, mit Familie, zuverlässigen Freunden und in Selbstbestimmung. Die Voraussetzungen dafür wiederum sind vor allem in Ländern gegeben, die als wirtschaftlich und politisch frei gelten. Denn in diesen Ländern geben Menschen an mit ihren Leben glücklicher zu sein.
Glück in der Welt
Für den World Happiness Report wurden in mehr als 150 Ländern jeweils über 1.000 Menschen gebeten, ihre eigene Lebenssituation auf einer Skala von 1 bis 10 einzuschätzen. Die höchste Punktzahl konnten die Befragten angeben, wenn sie der Meinung waren, dass ihr Leben das bestmöglichste sei, welches sie sich vorstellen können. Die durchschnittliche Antwort der Befragten ergibt den Indexwert für das jeweilige Land und ist ein Maßstab für die aggregierte Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Nach diesem Maßstab sind die Norweger die glücklichsten Menschen der Welt. Im Durchschnitt bewerten Norweger ihr Leben mit 7,5 Punkten. Die Deutschen bewerten ihre Lebensumstände durchschnittlich mit knapp sieben Punkten.
Die unglücklichsten Menschen sind laut der Studie in der Zentralafrikanischen Republik zu finden. Hier bewerten die Menschen ihre Lebensumstände mit nicht einmal drei Punkten – über zwei Punkte weniger als der durchschnittliche Erdenbürger. Die Studie berücksichtigt nicht alle Länder. Unter den nicht berücksichtigten finden sich Länder wie Nordkorea wieder, die vermutlich ähnlich schlecht oder schlechter abschneiden würden.
Wohlstand und Freunde: Für Glück unverzichtbar
Die Forscher untersuchten den Einfluss von sechs Schlüsselvariablen auf die Glücksniveaus in den Ländern: Einkommen, Freunde, Gesundheit und Lebenserwartung, Selbstbestimmung, Großzügigkeit und Korruption. Unter den berücksichtigten Variablen haben den Ergebnissen zufolge gute Freunde und ein hohes Einkommen den stärksten Einfluss.
Die Zuverlässigkeit norwegischer Freunde lässt die Norweger ihre Lebenszufriedenheit um 1,5 Punkte höher einschätzen als Menschen in der Zentralafrikanischen Republik, welche weltweit am wenigsten auf die Zuverlässigkeit ihrer Freunde zählen können.
In einem ähnlichen Umfang können die Unterschiede in den Indexwerten durch unterschiedlich hohe Einkommen pro Kopf erklärt werden. Unter den analysierten Ländern weist die Zentralafrikanische Republik das geringste BIP pro Kopf auf. Die glücklichsten Menschen, die Norweger, bewerten ihre Lebensverhältnisse im Vergleich zur Zentralafrikanische Republik alleine auf Grund eines deutlich höheren BIP pro Kopf um 1,6 Punkte besser.
Glück und Freiheit
Wirtschaftlicher Wohlstand und gute Freunde scheinen wichtige Bestandteile eines glücklichen Lebens zu sein. Beides kann der Staat nicht direkt herbeiführen. So sind Versuche von Staaten, ihre Bürger zu besseren Menschen zu machen, regelmäßig gescheitert, ebenso wie Versuche, Wohlstand durch staatlich geplante wirtschaftliche Aktivität entstehen zu lassen.
Allerdings kann der Staat durch den Erhalt wirtschaftlicher und politischer Freiheit Voraussetzungen schaffen, die dem Aufbau sowohl von materiellem Wohlstand als auch von Vertrauen zuträglich sind. Es überrascht deshalb nicht, dass wirtschaftliche sowie politische Freiheit von Ländern in einem positiven Zusammenhang zum Glücksniveau ihrer Einwohner stehen.
Wirtschaftliche Freiheit und Glück
Der Economic Freedom Index des kanadischen Fraser Instituts erfasst unter anderem wie groß die Rolle des Staates ist, wie verlässlich das Rechtssystem in einem Land funktioniert und wie sehr staatliche Regulierungen die Entscheidungsfreiheit von Menschen einengen. Ein höherer Wert geht mit größerer wirtschaftlicher Freiheit einher.
Die Daten des Fraser Instituts und des World Happiness Reports veranschaulichen einen positiven Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit von Menschen und ihrer wirtschaftlichen Freiheit. So sind die Menschen des glücklichsten Landes der Welt, Norwegen, in ihrem wirtschaftlichen Handeln nur relativ schwach eingeschränkt. Menschen, die in wirtschaftlich relativ unfreien Ländern wie Venezuela und Burundi leben, sind dagegen auch relativ unglücklich.
Glück und politische Freiheit
Freie Wahlen, politischer Pluralismus und politische Teilhabe, Meinungs- und Glaubensfreiheit, Rechtsstaatlichkeit sowie individuelle Rechte sind das politische Fundament einer funktionierenden Gesellschaft. Diese Aspekte fließen in die jährliche Evaluierung der politischen Freiheit in 195 Ländern durch die Denkfabrik Freedom House ein.
Daten für die Jahre 2014 bis 2016 zeigen, dass Menschen, die in politisch freien Ländern leben, glücklicher sind. Hier liegen Deutschland und Norwegen jeweils in beiden Kategorien in der Spitzengruppe. Im Mittelfeld finden sich Länder wie Indien und Pakistan. Menschen im Sudan sind relativ unglücklich, wo politische Rechte stark eingeschränkt sind.
Erfreuliche Entwicklung
Die hier präsentierten Ergebnisse des World Happiness Reports beruhen auf den jüngsten Daten aus den Jahren 2014-2016. Der Vergleich mit der vorangehenden Erhebung der Jahre 2005-2007 stimmt optimistisch: In mehr Ländern sind die Menschen glücklicher geworden als unglücklicher. Während der Glücksindex in nur 38 Ländern sank, erhöhte sich der Index in 58 Ländern. In den übrigen Ländern gab es keine signifikanten Veränderungen.
Der größte „Glücksrückgang“ war in Venezuela zu verzeichnen. Zu den größten Gewinnern gehören vor allem relativ arme Länder, wie Sierra Leone, Ecuador und Nicaragua.
Die Glücksformel: Marktwirtschaft und Demokratie
In Kombination bilden Marktwirtschaft und Demokratie die wirksamste Voraussetzung nicht nur für materiellen Wohlstand und politische Teilhabe, sondern auch für ein glückliches Leben. Das Leben in einer offenen Gesellschaft – wirtschaftlich und politisch frei – gibt Menschen die Möglichkeit, ihres eigenen Glückes Schmied zu sein. Erfreulicherweise gilt dies heute für mehr Menschen als je zuvor, obwohl noch immer viele Menschen unter Unfreiheit leiden müssen.
Erschienen bei: IREF.