Die CO2-Emissionen in Deutschland sinken nur, weil wir die Emissionen in ärmere Länder verlagern. Wirklich? Schlagzeilen und Artikel wie “CO2-intensive Produktion wandert ins Ausland ab” des Deutschlandfunks oder ”Rechnet sich Deutschland seine CO2-Bilanz schön?” bei der WDR-Sendung Quarks suggerieren dies. Ein Blick auf die Daten kann diesen Mythos allerdings widerlegen.
Konsumbasiert höhere Emissionen
Kern der Kritik ist, dass CO2-Emissionen in der Regel produktionsbasiert gemessen werden. In die deutschen Werte fließen daher Emissionen ein, die bei der Produktion von Gütern in Deutschland entstehen. Die CO2-Emissionen von importierten Waren werden dagegen nicht berücksichtigt.
Tatsächlich unterscheiden sich die deutschen CO2-Emissionen je nachdem, ob sie produktions- oder konsumorientiert gemessen werden. So lagen die CO2-Emissionen pro Kopf vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 nach der produktionsbasierten Betrachtungsweise bei 8,5 Tonnen pro Kopf. Die konsumbasierte Berechnung ergibt dagegen einen Wert von 9,9 Tonnen CO2 pro Kopf. Die Kritik erscheint daher zunächst plausibel, da tatsächlich der CO2-Ausstoß konsumbasiert knapp 16 Prozent über der üblichen Berechnungsweise liegt.
Deutschlands CO2-Emissionen sinken
Zwar liegen die konsumbasierten CO2-Emissionen tatsächlich über den produktionsbasierten CO2-Emissionen, doch daraus kann keinesfalls abgeleitet werden, dass die Emissionen über die Zeit nur auf Grund von Verlagerungen sinken würden. Es zeigt sich vielmehr, dass die Emissionen nach beiden Berechnungsverfahren seit der Wiedervereinigung deutlich gesunken sind. So reduzierten sich die produktionsbasierten Pro-Kopf-Emissionen von 13,3 Tonnen im Jahr 1990 auf 8,5 Tonnen im Jahr 2019, eine Reduktion von über einem Drittel. Wäre diese Reduktion vor allem auf CO2-Verlagerungen zurückzuführen gewesen, dann müssten entsprechend die konsumbasierten pro-Kopf-Werte gestiegen sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auch die konsumbasierten Pro-Kopf-Emissionen sind um ein knappes Drittel gefallen, nämlich von 15 Tonnen auf 9,9 Tonnen.
Erfolgsmodell EU-Emissionshandel
Die Daten zeigen, dass die Reduktion der CO2-Emissionen echte Erfolge sind und bisher die Verlagerung von CO2-Emissionen kaum eine nennenswerte Rolle gespielt haben. Zu diesem Erfolg hat maßgeblich der europäische Zertifikatehandel beigetragen, der unter anderem für die energieintensive Industrie gilt. Dieser stellt sicher, dass die von der Politik vorgegebene Reduktion der CO2-Emissionen in jedem Fall und mit geringstmöglichen Ressourceneinsatzerreicht wird.
Auch wenn bisher CO2-Verlagerungen ins Ausland höchstens eine untergeordnete Rolle gespielt haben, muss dies für die Zukunft nicht gelten. Je höher die Kosten der CO2-Vermeidung in Deutschland und der EU sind, desto größer wird die Gefahr, dass doch CO2-intensive Produktion ins Ausland verlagert wird. Es ist daher dringend geboten auf besonders effizienten und damit günstigen Klimaschutz zu setzen, wie etwa durch eine Ausweitung des Zertifikatehandels.
Erschienen bei: IREF.
Deine Beiträge sind wie eine geballte Ladung Wissen. Ich lerne immer so viel von dir.