Jung, zu schnell – oft der erste Gedanke, wenn es um mögliche Ursachen für Verkehrstote geht. Doch stimmt das traurige Klischee? Die Antwort: teilweise. Der Schwerpunkt liegt nicht nur bei jungen Fahrern, sondern auch bei älteren Verkehrsteilnehmern. So verunglücken mehr Rentner mit dem Fahrrad tödlich im Straßenverkehr als 15 bis 25-Jährige mit dem Auto. Allerdings ist die Gruppe der Rentner deutlich größer als die der 15 bis 25-Jährigen. Doch insgesamt gibt es bei den älteren Altersgruppen ein relativ großes Potential die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken.
Weniger Verkehrstote
Im Jahr nach der Wiedervereinigung starben auf den Straßen der Bundesrepublik 11.300 Menschen. Die meisten Verkehrsopfer, fast ein Drittel, verunglückten auf Bundesstraßen, gefolgt von Landstraßen, auf denen jeder vierte starb. Auf Autobahnen starben 14 Prozent der tödlich Verunglückten. Die Anzahl der Verkehrstoten ist seitdem stark zurückgegangen. 2019 starben 3.046 Menschen im Straßenverkehr und damit über 70 Prozent weniger als noch vor knapp 30 Jahren. Von den 3.046 tödlich Verunglückten waren dreiviertel männlich.
Die meisten Menschen starben 2019 nicht mehr auf Bundesstraßen, sondern auf Landstraßen. Dort verunglückten 27 Prozent der Verkehrstoten, auf Bundestraßen 26 Prozent, gefolgt von Straßen innerorts (22 Prozent), Kreisstraßen (14 Prozent) und schließlich Autobahnen (12 Prozent).
Verkehr für alle Verkehrsteilnehmer sicherer geworden
Seit 1991 ist die Zahl der Getöteten für alle Gruppen von Verkehrsteilnehmern deutlich zurückgegangen. Der Straßenverkehr ist also sicherer geworden. Mit 80 Prozent ist der Rückgang bei den PKW-Fahrern am stärksten, gefolgt von Fußgängern sowie Moped- und Mofafahrern. Am geringsten ist der Rückgang bei LKW-Fahrern und Freunden des motorisierten Fahrspaßes auf zwei Rädern über 45 KM/H, Motorradfahrern. Auch Radfahren ist deutlich sicherer geworden. Allerdings stagnierte hier die Entwicklung der Todesfälle in den letzten 10 Jahren und hat sich gar leicht erhöht.
Stark gefährdet: Junge auf vier und Ältere auf zwei Rädern
Angehörige verschiedener Altersgruppen sind unterschiedlich stark gefährdet. Im Jahr 2019 starben 690 Über-75-Jährige im Straßenverkehr. Dies entspricht 72 Verkehrstoten pro eine Million Einwohner in dieser Altersgruppe. Die am schwächsten betroffene Altersgruppe gemessen relativ zur Größe der Altersgruppe sind Kinder unter 15 Jahren. Allerdings sind etwas ältere Jugendliche und junge Erwachsene, die 15 bis 25-Jährigen, die Altersgruppe mit der zweithöchsten Sterblichkeitsrate durch Verkehrsunfälle. Insgesamt starben 429 im Straßenverkehr, 50 pro eine Million Einwohner, fast 30 davon starben in Autos – mehr als in allen anderen Altersgruppen. Die Assoziation von „jung, zu schnell“ ist also nicht unbegründet, wenn es um tödliche Autounfälle geht.
Auffällig sind die häufigen tödlichen Unfälle von Fußgängern und Fahrradfahrern in den älteren Altersgruppen. Mehr als die Hälfte der tödlich im Straßenverkehr verunglückten über 75-Jährigen starb 2019 als Fußgänger oder Radfahrer. Verschiedene empirische Studien zeigen, dass Ältere im Fall eines Unfalls schwerer verletzt werden als jüngere Fußgänger und Fahrradfahrer. Außerdem sind ältere Menschen relativ häufiger zu Fuß unterwegs.
Autobahn, aber sicher
Die Zahl der Menschen, die im Straßenverkehr zu Tode kommen, ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gefallen, obwohl die jährlich mit Kraftfahrzeugen auf deutschen Straßen zurückgelegten Kilometer anstiegen. So ging die Anzahl Verkehrstoter von 1990 bis 2018 um knapp 59 Prozent zurück, bei einem Anstieg der zurückgelegten Kilometer um 54 Prozent.
Pro Milliarde Fahrzeugkilometer verunglücken am wenigsten Personen auf Autobahnen. Nach Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen verstarben 2018 auf Autobahnen 1,7 Personen pro einer Milliarde Fahrzeugkilometer, während der Wert für alle Straßen bei mehr als dem doppelten lag, nämlich bei 4,4. Auf Autobahnen sterben in absoluten Zahlen weniger Personen im Straßenverkehr als auf den übrigen ausgewiesenen Straßentypen, 2019 waren es 356. Entsprechend begrenzt ist der mögliche wünschenswerte Effekt einer Reduzierung der Verkehrstoten im Straßenverkehr durch die Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen, die jüngst beispielsweise von den Grünen mit einem Limit von 130 km/h vorgeschlagen und im Bundestag mit breiter Mehrheit abgelehnt wurde.
Erschienen bei: IREF. Mitautor: Dr. Alexander Fink.