FastFacts: Rekordstrompreise in Deutschland

FastFacts: Rekordstrompreise in Deutschland

In Deutschland müssen Haushalte für eine Kilowattstunde Strom mehr ausgeben als in allen übrigen EU-Ländern. In der öffentlichen Debatte wird zumeist die Förderung erneuerbarer Energien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Ursache für die Steigerung debattiert. Der direkte EEG-Anteil an den Stromkosten ist für private Haushalte tatsächlich relativ hoch. Doch ein anderer Posten der Stromrechnung, der indirekt auch mit den Kosten für erneuerbare Energien zusammenhängt, ist inzwischen größer als die direkten Kosten des EEG.

Strompreise in der EU sehr unterschiedlich

Deutschland hat heute in der EU die höchsten Endverbraucherpreise für Strom. Gut 30 Cent pro Kilowattstunde gaben deutsche Haushalte im ersten Halbjahr 2020 aus. Mit 28 Cent folgen dänische und belgische Haushalte. Die niedrigsten Strompreise werden in Bulgarien, Ungarn und Estland gezahlt. 

Die deutschen Strompreise liegen circa 9 Cent pro Kilowattstunde über dem Durchschnitt der EU-27-Länder. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von jährlich 2.800 Kilowattstunden ergeben sich Mehrkosten im Vergleich zum EU-Durchschnitt in Höhe von etwa 250 Euro pro Haushalt. 

Strompreise: Starker Anstieg in Deutschland

Deutsche Haushalte zahlen heute nicht nur den höchsten Strompreis in der EU. Auch der Anstieg in den vergangenen Jahren war deutlich höher als im EU-Durchschnitt. Seit 2007 stiegen die Strompreise inklusive Steuern und Abgaben im EU-27-Durchschnitt um 16 und in Deutschland um über 50 Prozent. 

Der Anstieg der Strompreise wird in Deutschland vor allem von einem Anstieg der Steuern und Abgaben getrieben. Während die Preise vor Steuern und Abgaben seit 2007 um 17 Prozent stiegen, haben sich die Höhe der Steuern und Abgaben verdoppelt

Netzentgelte heimlicher Kostentreiber

Ein detaillierter Blick auf die Zusammensetzung des Strompreises zeigt, dass ein Fünftel der Stromkosten auf die Förderung erneuerbarer Energien durch das EEG entfällt. Weitere 16 Prozent werden als Umsatzsteuer und 6,7 Prozent als Stromsteuer an den Fiskus abgeführt. 

Nach den Kosten für die Energiebeschaffung, den Vertrieb, sonstige Kosten und der Marge der Stromanbieter sind der zweitgrößte Posten die Netzentgelte. Hinter diesem Posten verbergen sich die Kosten im Zusammenhang mit dem Betrieb des Stromnetzes. Insbesondere die Kosten für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit auf Grund des höheren Anteils erneuerbarer Energien ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Die Kosten für die Förderung der erneuerbaren Energien, welche die Stromkunden zu Schultern haben, belaufen sich daher nicht nur auf den entsprechenden direkten Kostenposten für das EEG, sondern verbergen sich zum Teil auch in den Netzentgelten, deren Anteil an den Gesamtkosten schwerer wiegt als die direkten Kosten für das EEG.

Erschienen bei: IREF. Mitautor: Dr. Alexander Fink.

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